Was bedeutet eine Schuldübernahme?
Eine Schuldübernahme bezeichnet den vertraglichen Prozess, bei dem eine bestehende finanzielle Verbindlichkeit von einer anderen Person oder einem Unternehmen übernommen wird. Im Bereich der Baufinanzierung bedeutet dies, dass ein neuer Schuldner in den Kreditvertrag eintritt und die Rückzahlung der Restschuld übernimmt.
Die Schuldübernahme wird häufig bei Immobilienverkäufen mit bestehender Finanzierung angewendet, kann aber auch in anderen Fällen wie Unternehmensübernahmen oder Erbfällen eine Rolle spielen.
Arten der Schuldübernahme
Es gibt zwei grundlegende Arten der Schuldübernahme, die sich in ihrer rechtlichen Wirkung unterscheiden:
- Privative Schuldübernahme
- Der neue Schuldner tritt vollständig an die Stelle des ursprünglichen Schuldners.
- Der bisherige Kreditnehmer wird vollständig aus der Haftung entlassen.
- Die Bank muss der Übernahme zustimmen, da sich der Schuldnerwechsel auf die Bonität und das Risiko der Kreditrückzahlung auswirken kann.
- Kumulative Schuldübernahme
- Der neue Schuldner tritt zusätzlich zum bisherigen Schuldner in das Darlehen ein.
- Beide Schuldner haften gemeinsam für die Restschuld.
- Diese Form wird häufig bei Scheidungen oder Erbangelegenheiten angewendet, wenn sich eine Partei noch nicht vollständig aus der Finanzierung zurückziehen möchte.
Wann kommt eine Schuldübernahme infrage?
Eine Schuldübernahme ist in verschiedenen Situationen relevant:
- Verkauf einer Immobilie mit laufendem Kredit: Wenn ein Immobilienbesitzer sein Haus oder seine Wohnung verkauft, kann der Käufer unter bestimmten Voraussetzungen den bestehenden Kredit übernehmen. Dies kann attraktiv sein, wenn der bestehende Kredit günstige Zinskonditionen hat, die heute nicht mehr verfügbar sind.
- Scheidung oder Trennung: Wenn ein gemeinsam aufgenommenes Immobiliendarlehen besteht, kann einer der beiden Partner die Finanzierung allein weiterführen und den anderen aus der Schuld entlassen.
- Erbfall: Falls ein Erbe eine Immobilie mit laufender Finanzierung übernimmt, kann er sich entscheiden, auch die Baufinanzierung weiterzuführen, anstatt eine neue Finanzierung aufzunehmen.
- Unternehmensübernahmen: In seltenen Fällen kann eine Schuldübernahme auch bei Firmenübertragungen relevant sein, wenn Immobilienvermögen mit übernommen wird.
Vorteile einer Schuldübernahme
Eine Schuldübernahme kann für alle Beteiligten Vorteile bringen, insbesondere wenn günstige Kreditkonditionen bestehen oder eine flexible Anpassung der Finanzierung gewünscht ist.
- Attraktive Zinsen erhalten: Falls das bestehende Darlehen günstige Zinsen hat, kann der neue Schuldner von den besseren Konditionen profitieren, ohne eine neue Finanzierung abschließen zu müssen.
- Schnellere und einfachere Abwicklung: Anstatt einen neuen Kreditvertrag mit neuen Prüfungen abzuschließen, kann die Schuldübernahme eine unkompliziertere Lösung sein.
- Flexibilität für Kreditnehmer: Verkäufer oder ehemalige Kreditnehmer können sich von einer finanziellen Verpflichtung befreien, ohne dass eine sofortige Ablösung oder Umschuldung erforderlich ist.
- Banken haben weiterhin Sicherheit: Falls der neue Schuldner eine gute Bonität aufweist, kann dies für die Bank von Vorteil sein, da die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls sinkt.
Nachteile und Herausforderungen einer Schuldübernahme
Trotz der Vorteile kann eine Schuldübernahme mit einigen Herausforderungen verbunden sein:
- Zustimmung der Bank erforderlich: Da die Kreditvergabe immer auf Basis der Bonität des ursprünglichen Schuldners erfolgt ist, prüft die Bank genau, ob der neue Schuldner wirtschaftlich in der Lage ist, die Raten zu tragen. Ohne Zustimmung der Bank ist eine Schuldübernahme nicht möglich.
- Mögliche Gebühren: Manche Banken verlangen für die Vertragsänderung eine Bearbeitungsgebühr, die sich je nach Institut unterscheiden kann.
- Schuldübernahme kann abgelehnt werden: Falls der neue Schuldner eine schlechtere Bonität hat oder das Einkommen nicht ausreicht, kann die Bank die Übernahme verweigern.
- Risiko für den bisherigen Schuldner: Falls eine kumulative Schuldübernahme erfolgt, bleibt der ursprüngliche Schuldner weiterhin haftbar, was seine Kreditwürdigkeit und finanzielle Planung beeinträchtigen kann.
Wie läuft eine Schuldübernahme ab?
Eine Schuldübernahme erfolgt in mehreren Schritten, die je nach Bank und Vertragsbedingungen unterschiedlich lange dauern können:
- Antrag auf Schuldübernahme: Der neue Schuldner stellt bei der Bank einen Antrag und legt die erforderlichen Nachweise zur Bonität (Einkommensnachweise, SCHUFA-Auskunft) vor.
- Prüfung durch die Bank: Die Bank prüft, ob der neue Schuldner finanziell in der Lage ist, den Kredit zu übernehmen. Dabei wird auch die Werthaltigkeit der Immobilie geprüft.
- Vertragliche Anpassung: Wenn die Bank zustimmt, wird ein Änderungsvertrag für das bestehende Darlehen erstellt. Je nach Art der Schuldübernahme wird der bisherige Schuldner vollständig oder nur teilweise aus der Haftung entlassen.
- Notarielle Bestätigung (falls erforderlich): Falls eine Grundschuldübertragung erforderlich ist, kann eine notarielle Beglaubigung nötig sein.
- Eintrag ins Grundbuch: Bei einer privativen Schuldübernahme muss in manchen Fällen der Grundbucheintrag geändert werden, um den neuen Schuldner als Belasteten der Grundschuld zu vermerken.
Zusammenfassung
Eine Schuldübernahme bei Baufinanzierungen kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, einen bestehenden Kredit weiterzuführen, ohne eine komplett neue Finanzierung abzuschließen. Sie wird häufig bei Immobilienverkäufen, Scheidungen oder Erbfällen genutzt, um die Finanzierung an neue Eigentumsverhältnisse anzupassen. Die Bank muss der Übernahme jedoch zustimmen, und der neue Schuldner muss wirtschaftlich in der Lage sein, die Zahlungsverpflichtungen zu übernehmen. Eine sorgfältige Prüfung der Vor- und Nachteile ist daher unerlässlich.
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